Kommentare

Peter

Zur Bildquelle: 2004 hat Prof. Toshi Mori in Wentorf zum Thema Zielen (Nerai) ein Referat gehalten, das von Michael Haller (Shitsukan-Dojo) 2005 mit Zustimmung von Herrn Mori übersetzt und veröffentlicht worden ist.
Hier ist das oft angesprochene Beispiel zu sehen, bei dem sich der Kyudoka vorstellen soll, mit seiner linken Hand durch vier scheinbar um das Mato angeordnete Schwerter den korrekten (Ziel-)Weg zum Mato zu finden.
Es soll kurz vor dem Lösen (Hanare) in der vollständigen Streckung (Yagoro) nicht noch von rechts nach links oder oben nach unten korrigiert werden...

Unter Zunahme der kompletten Spannung bewegt sich die Ausrichtung des Pfeils also von rechts oben (ab beendetem Uchiokoshi) über Sanbunnoni über Tsumeai/Yagoro/Hanare nach links unten in die Handposition beim Zanshin: Eine Hendbreit tiefer und weiter links... Wenn das so gemacht wird, erkennt der Beobachter den korrekten Weg der linken Hand.
[Wenn man sich eine Lichtquelle im hohlen Pfeil in Nocknähe vorstellen - oder auch einmal testweise anfertigen könnte - würde sich dann bei dieser Bewegung eine leuchtende Linie von rechts oben bis zum Mato ergeben... ]

Daher wie immer mein Hinweis:
Die Position der Hände im Zanshin verrät, ob die Kräfte zuvor korrekt eingesetzt worden sind.

Jeder Kyudoka erkennt schon von sich aus, ob die Position des Zanshin „passt".
Der Übungsleiter sollte erkennen, wo sich ein Fehler eingeschlichen hat.

Wenn es bei mir nicht passt, stelle ich fest, dass vom Sanbunnoni bis hin zur Zanshin-Position sich die Druck-/Zugverhältnisse des Tenouchi von Tsunomi rechts oben und kleinem Finger links unten verändert haben. Ein Außenstehender könnte das an der unterschiedlichen Schräglage der Sehne nach dem Abschuss und im Zanshin erkennen...Achtung: Shomen erwartet eine senkrechte Sehne im Zanshin.

Das Problem haben allerdings viele Kyudoka! Daher stellt man bei Videos im Netz immer wieder fest, dass nach dem Abschuss bis zum Zanshin die linke Hand „Ausgleichsbewegungen" in der Höhe (seltener zur Seite) durchführt.

Peter

Methodischer Vorschlag zur Verdeutlichung (12.01.):

Ein Helfer wird benötigt, der einen Pfeil von der linken Seite in Höhe des Handgelenks des Schützen im Winkel von 45 Grad (s. Bild) so hält, dass der Schütze (mit dem Gummibogen) entlang dieses schräg gehaltenen Pfeilschaftes von rechts oben (Uchiokoshi) über die Position des Sanbunnoni zum vollen Auszug und dann nach dem Lösen hinaus bis zur Zanshinposition der linken Hand rutschen kann.
Der Schütze merkt schnell, wenn er nicht gleichmäßig schräg nach links unten weiterarbeitet, sondern nach rechts/links oder oben/unten ausweicht, weil die Bewegung eben noch nicht optimal ist.
Der durchgehend fühlbare Kontakt mit dem Pfeil ist eine sogenannte „taktile" Hilfe (Hilfestellung durch Berührung), die eine sofortige Rückmeldung beim Kyudoka vermittelt.

Warum denn aber diagonal schräg ins Ziel und nicht im Zick-Zack-Verfahren?
Die Muskeln sollen kontinuierlich weiter angespannt werden.
Lässt man in irgendeiner Weise in Bereichen eines sich kontrahierenden Muskels nach (oder kommt zum Stillstand), wird anatomisch die Zusammenarbeit der Muskelfasern untereinander verändert und muss wieder neu im Muskel erarbeitet werden.
Vereinfacht also: Auf Dauer Kraft sparen durch eine korrekte Muskelkoordination.
Wir müssen auch im Hinterkopf behalten, dass die Bogenschützen vor 500 Jahren ihre Pfeile mit deutlich stärkeren Bögen geschossen haben - und das in deutlich kürzerem Zeitablauf vom Uchiokoshi bis zum Zanshin.
Warum dann also noch „Umwege" über „unnötige" Bewegungen vornehmen? Der gerade Weg ist der kürzeste und hier auch der schnellste.

Bei Shomen-Schützen ist erkennbar, dass sie in ihrem Weg zum Abschuss oft eher von oben nach unten gehen. Das führt dann beim Abschuss auch zu der zu beobachtenden beibehaltenen senkrechten Stellung des Bogens im Zanshin - ohne seitliche Kippung (fuseru).

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Ordner KYUDO, Autor Peter K Übungsleiter

Größe: 200 KB, Datum: 03.01.2025