Jessicas Foto zeigt recht anschaulich:
- Der Bogen schwingt beim Abschuss um zwei Totpunkte (einer im Bereich des Griffes, der andere oberhalb ist hier nicht mehr zu sehen)
- Der Pfeil stößt sich beim Abschuss leicht vom Daumen nach oben ab.
[Hier haben Anfänger noch Probleme, weil der korrekte Griff (tenouchi) noch nicht beherrscht wird - oder auch die Griffhöhe nicht stimmt. Das Foto zeigt einen kleinen Rest des Griffleders: korrekte Griffhöhe. - Bei Heki würde man vermutlich mit dem Daumengrundgelenk die Tsunami noch etwas mehr nach vorne drücken. Dann würde die Linie des Unterarms bis ins Zanshin gerade über den Daumenknochen in Richtung Mato zeigen. Das verlangt mehr Arbeit und Kraft in der linken Hand.]
Quelle: https://youtu.be/pFl-qybU00g?si=8x8kYSH47Ei0g7xV
Jessika schießt einen für ihre Körpergröße zu kleinen Bogen (gem. Antwort in einem Post der sozialen Netzwerke).
... und wohl auch einen recht schwachen Bogen.
Info für Übungsleiter:
Das Zielbild ist bei Heki und Shomen für den Kyudoka ein wenig anders. Bei Hozuke (Heki - Wangenkontakt) und Kuchiwari (Shomen - Kontakt in Höhe des Mundwinkels) verschiebt sich das Zielbild nicht nur in der Höhe, sondern auch leicht seitlich.
Bei beiden Kyudostilen sollte jedoch - beim Blick des Trainers über den Pfeil - das Mato in Verlängerung der Pfeillinie erscheinen. Oft ist dies jedoch nicht der Fall, weil die Technik oder das Pfeilmaterial des Kyudoka noch nicht optimal gestaltet ist.
Viele Internetvideos, die den Blick über den Pfeil zeigen, verraten aber, dass die Pfeilspitze deutlich links am Mato vorbei zeigt. Hier ist der Trainer gefragt!
Treffen mit „falscher" Technik ist nicht in Ordnung! Bei groben Zielfehlern könnte es im Wettkampf zur Aberkennung des Treffers kommen. Mir ist allerdings noch kein solcher Fall bekannt geworden.
Um festzustellen, welche Ursachen dieses „Problem" hat, wäre es möglich, dass der Trainer mit dem Bogen und Pfeilen des Kyudoka (Auszugslänge des Schützen beachten) schießt. Das habe ich bereits bei mehreren Anfängern ausprobiert: Bei mir flogen die Pfeile dorthin, wohin die Spitze zeigte.
Nach alten Informationen (90er-Jahre, Lehrgänge in Wentorf) sei es zulässig, dass die Pfeilspitze auf die linke oder rechte Kante des Mato, also 18 cm vom Zentrum weg zeigt. Ebenso sei es zulässig (so Inagaki) bei durchgehend regelmäßigen Treffern (mit korrekter Technik) am rechten oder linken Matorand den rechten Fuß im Ashibumi leicht nach vorne oder zurück zu setzen. So könnten - so meine Interpretation - auch muskuläre Dysbalancen (re-li) des Schützen (oder auch verschiedene Pfeile?) ausgeglichen werden.
Diese Info scheint mir wichtig, wenn ich mit leicht gehandicapten Kyudoka arbeite.
Hat jemand ähnliche Infos von Inagaki in Erinnerung?
Nach Inagaki ist das Zielen innerhalb des linken/rechten Matorandes erlaubt. Früher wurden Treffer bei Zielfehlern nicht als Treffer gewertet.
(Dadurch haben wir einmal eine Meisterschaft verloren...).
Diese strenge Bewertung erfolgt derzeit jedoch nicht mehr.
In Japan habe ich Schützen gesehen, die zwei Matos weiter nach links zielten...
Gegenüberstellung der Unterschiede bei ANKF-Form von stehenden und abknieenden Schützen.
Hier ist die jeweils aktuelle Fassung des Kyudo-Lexikons von Johannes Haubner im Direktlink zu finden:
https://kyu-do.de/download/Kyudo_Woerterbuch_jh.pdf
Eine für mich ganz wichtige Bemerkung steht am Schluss:
YUME - 夢(ゆめ) - Traum, Einbildung, Illusion
Die Vorstellung, Kyudo sei ein rein geistiger Weg, den man aus Büchern erlernen und ohne körperliche Anstrengung oder Begleitung durch einen erfahrenen Lehrer gehen könne, ist eine Illusion.
Direktlink: https://kyu-do.de/download/Kyudo_Woerterbuch_jh.pdf
Vielen Dank, Johannes, für die umfangreichen Aktualisierungen.
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