Peter

Azusa hat uns auf ein Video hingewiesen, in dem eine Methode vorgestellt wird, das Gleichgewicht auch bei Belastung von außen zu stärken:

https://youtu.be/cyEBdmk25WU?si=jlWLSF_1bWVG_RSK

Ab 2:15 wird kyudobezogen gezeigt, wie sich das erreichen lässt:
- Auf dem Stuhl sitzen, Füße parallel mit leichtem Abstand nebeneinander
- Oberkörper nach vorne beugen (fast gerader Rücken)
- Gesäß anheben, Oberkörper bleibt fast waagerecht
- Oberkörper in bestimmter Weise aufrichten.

Der folgende Druck durch einen Helfer auf das Brustbein und der feste Stand ist vermutlich auf die bewusst stabil durchgeführte Aufrichtung erfolgt. Wenn jemand auf das Brustbein drückt, der andere aber im Gleichgewicht stehen bleiben kann, muss das Körpergewicht korrekt über dem Mittelfuß liegen. Ein krummer Hals, oder Rücken, eine Beckenkippung oder ein Stand eher auf den Fersen wird zu einem Verlust des Gleichgewichts führen. (Bitte ggf. körperliche Handycaps beachten!)

Beim Kyudo darauf achten, dass ab dem Uchiokoshi bis zum Hanare das Brustbein bewusst etwas nach vorne gebracht wird (ohne jedoch in der Hüfte einzuknicken). Wir könnten uns dabei gegenseitig beobachten, indem wir beim Schießen auf das Makiwara den Schützenmit etwas Abstand von seiner rechten Seite betrachten - also in Schussrichtung. Um die Senkrechte festzustellen, kann man an seinem ausgestreckten Arm in Richtung Kyudoka einen Pfeil an der Spitze so halten, dass der Pfeil genau senkrecht hängt. So ist dann hinter dem senkrechten Pfeil die (etwa) senkrechte Linie des Schützen zu erkennen. Wenn der Kyudoka mit seinem Körper nicht so steht, dass diese senkrechte Linie auch durch den Körperschwerpunkt (Hara - knapp unter dem Bauchnabel (innerhalb des Körpers) verläuft und innerhalb des Vorfußes (Yong Quan/Yong Chuan, „Sprudelnde Quelle“) verläuft, ist der Stand unsicher.

Bei meinen letzten 4 Pfeilen heute habe ich (unbedingt treffen wollen und) nach dem Uchiokoshi bewusst den Oberkörper nach oben gestreckt und dabei ein wenig nach vorne gebracht und intuitiv diese stabile Position erreicht. Die Pfeile trafen. - Die Schwierigkeit liegt darin, über die Bewegung nach dem Uchiokoshi bis zum Hanare eine Körperposition zu erreichen, die es ermöglicht „im Bogen zu stehen". Dann sollte der Pfeil auch geradeaus fliegen.

Wer bei der Gummi-Übung (Sanbunnoni-Yagoro) einmal darauf achtet, was die Oberkörperstreckung macht, wird sofort merken, wenn irgendwo etwas nicht passt.
Gutes Gelingen!

Peter

Thema heute (29.09.):
Vom Sanbunnoni zum Yagoro und zurück - mit dem Gummibogen und Gummiband...

Ausgang ist die Beobachtung: Bei vielen Kyudoka ist die rechte Schulter beim Sanbunnoni (noch) deutlich zu hoch - und der rechte Ellenbogen beim Yagoro kurz vor dem Hanare zu tief.

Um ein Gespür für die Position der rechten Schulter und des rechten Ellenbogens zu bekommen, wird vor dem Spiegel mit Gummiband oder Gomoyumi geübt - ohne aber „abzuschießen"!
Nach dem Uchiokoshi wird die Position des Sanbunnoni eingenommen - zwei Sekunden Pause - dann zur Position des Yagoro weitergearbeitet - mindestens 4 Sekunden gehalten... und unter Muskelspannung in die Position des Sanbunnoni zurückgekehrt, um dann wieder zum Yagoro zurückzukehren. Wenn das wiederholt - je nach Können - erfolgt ist, kann „abgeschossen" werden.

Wenn man einen Hefer hat, kann dieser zunächst von der Rückseite den Übenden beobachten und darauf achten, dass Schulter und Ellenbogen passen. Wenn über den „Pfeil" gesehen wird, sollte zu beobachten sein, dass sich der Ellenbogen ab der Position des Sanbunnoni mehr schräg nach hinten bewegt - und nur noch wenig nach unten!

Hekitechnisch hat die schon beim Sanbunnoni recht tiefe rechte Schulter den Vorteil, dass die Muskulatur der Schultern schon nahezu gleichstark arbeitet.
Wer diese Übung einige Male mit dem Gummiband/Gomuyumi übt, merkt sehr schnell, wo die Muskulatur deutlich intensiver arbeiten muss, als wenn man bei jeder Übung „abschießt".
Trainingstechnisch wird hier - wie üblich dynamisch positiv (der Muskel verkürzt sich bei Belastung), aber auch dynamisch negativ gearbeitet: also mit einer muskulären Belastung, bei der sich der Muskel unter Spannung (vom Yagoro zurück zum Sanbinnoni) verlängert.-
Wer einmal in den Bergen gewandert ist, kennt diese Art der dynamisch negativen Muskelarbeit vom bergab Gehen, das - wegen mangelnder Übung - oft als deutlich herausfordernder empfunden wird.

Wie in anderen Infos zur Linie linker Ellenbogen - linke Schulter - rechte Schulter - rechter Ellenbogen (kurz vor dem Lösen) ist der körperliche Zustand des Kyudoka (Knochen, Gelenke, Muskulatur) zu berücksichtigen.

Reinhard

nicht mit Kyudo vergleichbar, da zählt nur der Treffer. Mein Rekord (in Vorbereitung auf die WM 1999 in Miyakonojo) lag bei 24 Treffern hintereinander und wurde von einem Schützen "the man who never misses" genannt. Mit einem Treffer im Wettkampf zu wenig, landete ich dann auf Platz 4...

Peter

Ich zähle beim Training jeweils in einer Übungsphase die Schüsse, die ich abgeben muss, um 10 Treffer zu erreichen. Diese Zahl merke ich mir dann. Aktuelle Bestleistung (2023): 12 Schüsse für 10 Treffer.
Oft sind es aber doch 14-17 Pfeile... 12 Treffer in Folge war vor einigen Jahren noch mein bestes Ergebnis. Allerdings mache ich mir nichts vor: Wenn ich versuche, nur zu treffen, leidet oft die korrekte Schießtechnik - und es wird „kyudo light". ;-)

Reinhard

Diese 10 Punkte sollten bis zum Nobiai erreicht/erfüllt sein. Dann folgt die Kraftsteigerung zum Yagoro unter Einsatz der Rückenmuskeln, die die Schultern nach rechts und links schieben, den Körper aufrichten und nach vorne in den Bogen drücken, um Munewari zu erreichen...

Peter

Völlig richtig! Der Tipp war auf Anfänger bezogen, die eben schon abschießen, bevor die angesprochenen Punkte in dem Bewegungsablauf zuvor nacheinander erreicht worden sind. Das Ergebnis ist dann oft ein sehr diffuses Trefferbild.

Peter

Mittelalterliches Kyudo! Der Originaltext stammt von Yoshida Issuiken Insai (1635).
Hier aus M. Speidel, Lehre der Heki Ryu Insai Ha, 1. 2012, Seite 159 - nach Übersetzungen von Thomas Baer nach Vorlesungen von Prof. Sato Akira (2005).

Der unter Mugonka (eigentlich wohl „Gedicht ohne Worte") Nr. 8 notierte Spruch - mit einer Überschrift von M. Speidel - ist in der üblichen Form eines 5-7-5-7-7-Silben Kurzgedichts verfasst. Die bekannte Haiku-Form hat dieselbe Anzahl der Silben.

Mugonka meint, dass nichts außer dem hier Gesagten (also nichts Weiteres) wichtig ist.

Jeder Beobachter kann gerade bei Anfängern oder auch älteren Kyudoka sehen, dass diese dazu neigen, den rechten Ellenbogen erkennbar unter die waagerechte Schulterlinie zu nehmen. Das ist dann die Form, die ich gerne mit „Kyudo light" beschreibe: Der Schütze weicht in der Form ab, weil das Schießen mit tieferem rechten Ellenbogen (muskulär) leichter auszuführen ist... Bitte auch hier bei einer vorsichtigen Korrektur den Leistungsstand des Schützen und seine körperlichen Fähigkeiten beachten.

Reinhard

Nur wenn der Ellenbogen in der richtigen Position ist, kann das Nobiai/Yagoro in der Pfeilebene/Schulterlinie maximiert werden und aus dem Rücken geschossen werden..