Peter

Wenn man das Mato trifft, zeigt das lediglich, dass man wiederholt die gleiche Bewegung ausgeführt hat.
Mir wird das bei jedem Training bewusst, wenn ich versuche, das Mato auch mit der technisch maximalen Kraft des Bogens im Sinne der Heki-Schule (Kan-Chu-Kyu) zu treffen - und nicht nur Kyudo light (ästhetisch schön) zu demonstrieren.
Doch da muss auch die Schießtechnik (Yazuka -> Auszugslänge, leichte Gegendrehung der rechten Hand -> Hineri, leichte Kippung des Bogens nach rechts -> Fuseru, Zielen -> Nerai) immer gleich und technisch richtig gelingen.
Dabei lässt sich die Bewegung mit dem Bau eines Hauses vergleichen, der mit der festen Verbindung zum Boden (Ashibumi) beginnt und sich schrittweise bis zum Dachfirst (Daisan) fortsetzt. Wird irgendwo bis dahin schon fahrlässig gearbeitet, bleibt eine Schwachstelle, die sich dann bei der höchsten Belastung zeigt - im Kyudo im Augenblick des Lösens (Hanare).
Wenn auch noch die verbleibende Haltung (Zanshin) identisch ist, sieht auch der Zuschauer, dass der Schuss gelungen ist. Ein Treffer ist dann folgerichtig. Der Zuschauer muss gar nicht mehr auf das Mato sehen...
Umgekehrte Rückmeldung für mich:
Wenn ich trotz der Anstrengungen doch nicht treffe, habe ich einen gravierenden Fehler gemacht.
Daher ist heute jede einzelne Bewegung der acht Stufen (hassetsu) ganz bewusst nahezu meditativ im Hier und Jetzt durchzuführen - und keine Zeit für irgendeine Ablenkung...
Das Denken muss frei sein von allen störenden Einflüssen... Mushin/Musen muso
Ein Bogenschütze, der im Kampf an die Möglicheit denkt, sein Leben zu verlieren, hätte vermutlich schon verloren...

Peter

Ein Foto der ungarischen Bogenbauer zeigt übereinandergelegt vier Aufnahmen.

Nocken/Sehnenposition von rechts nach links...
- voller Auszug,
- kurz nach dem Lösen,
- nach etwa 40 cm Vorwärtsbewegung,
- nach dem Lösen des Pfeils von der Sehne.

Aus dem Foto geht für mich hervor, dass sich der Pfeil (siehe die Feder erkennbar links vor dem Bogen - und kein Nock mehr an der 4. Sehnenposition) schon recht früh (ohne erkennbares Drehen des Bogens) von der Sehne gelöst hat. Das spricht für einen recht leichten Pfeil.
Mich irritiert etwas die links zu erkennende Biegung der Pfeilspitze vom Bogen weg... Passt der Pfeil nicht zum Bogen? Oder ist hier die Tsunomi (Druck des Daumengrundgelenks auf die rechte Bogenkante) nicht stark genug eingesetzt worden?

Peter

Azusa hat uns auf ein Video hingewiesen, in dem eine Methode vorgestellt wird, das Gleichgewicht auch bei Belastung von außen zu stärken:

https://youtu.be/cyEBdmk25WU?si=jlWLSF_1bWVG_RSK

Ab 2:15 wird kyudobezogen gezeigt, wie sich das erreichen lässt:
- Auf dem Stuhl sitzen, Füße parallel mit leichtem Abstand nebeneinander
- Oberkörper nach vorne beugen (fast gerader Rücken)
- Gesäß anheben, Oberkörper bleibt fast waagerecht
- Oberkörper in bestimmter Weise aufrichten.

Der folgende Druck durch einen Helfer auf das Brustbein und der feste Stand ist vermutlich auf die bewusst stabil durchgeführte Aufrichtung erfolgt. Wenn jemand auf das Brustbein drückt, der andere aber im Gleichgewicht stehen bleiben kann, muss das Körpergewicht korrekt über dem Mittelfuß liegen. Ein krummer Hals, oder Rücken, eine Beckenkippung oder ein Stand eher auf den Fersen wird zu einem Verlust des Gleichgewichts führen. (Bitte ggf. körperliche Handycaps beachten!)

Beim Kyudo darauf achten, dass ab dem Uchiokoshi bis zum Hanare das Brustbein bewusst etwas nach vorne gebracht wird (ohne jedoch in der Hüfte einzuknicken). Wir könnten uns dabei gegenseitig beobachten, indem wir beim Schießen auf das Makiwara den Schützenmit etwas Abstand von seiner rechten Seite betrachten - also in Schussrichtung. Um die Senkrechte festzustellen, kann man an seinem ausgestreckten Arm in Richtung Kyudoka einen Pfeil an der Spitze so halten, dass der Pfeil genau senkrecht hängt. So ist dann hinter dem senkrechten Pfeil die (etwa) senkrechte Linie des Schützen zu erkennen. Wenn der Kyudoka mit seinem Körper nicht so steht, dass diese senkrechte Linie auch durch den Körperschwerpunkt (Hara - knapp unter dem Bauchnabel (innerhalb des Körpers) verläuft und innerhalb des Vorfußes (Yong Quan/Yong Chuan, „Sprudelnde Quelle“) verläuft, ist der Stand unsicher.

Bei meinen letzten 4 Pfeilen heute habe ich (unbedingt treffen wollen und) nach dem Uchiokoshi bewusst den Oberkörper nach oben gestreckt und dabei ein wenig nach vorne gebracht und intuitiv diese stabile Position erreicht. Die Pfeile trafen. - Die Schwierigkeit liegt darin, über die Bewegung nach dem Uchiokoshi bis zum Hanare eine Körperposition zu erreichen, die es ermöglicht „im Bogen zu stehen". Dann sollte der Pfeil auch geradeaus fliegen.

Wer bei der Gummi-Übung (Sanbunnoni-Yagoro) einmal darauf achtet, was die Oberkörperstreckung macht, wird sofort merken, wenn irgendwo etwas nicht passt.
Gutes Gelingen!

Peter

Thema heute (29.09.):
Vom Sanbunnoni zum Yagoro und zurück - mit dem Gummibogen und Gummiband...

Ausgang ist die Beobachtung: Bei vielen Kyudoka ist die rechte Schulter beim Sanbunnoni (noch) deutlich zu hoch - und der rechte Ellenbogen beim Yagoro kurz vor dem Hanare zu tief.

Um ein Gespür für die Position der rechten Schulter und des rechten Ellenbogens zu bekommen, wird vor dem Spiegel mit Gummiband oder Gomoyumi geübt - ohne aber „abzuschießen"!
Nach dem Uchiokoshi wird die Position des Sanbunnoni eingenommen - zwei Sekunden Pause - dann zur Position des Yagoro weitergearbeitet - mindestens 4 Sekunden gehalten... und unter Muskelspannung in die Position des Sanbunnoni zurückgekehrt, um dann wieder zum Yagoro zurückzukehren. Wenn das wiederholt - je nach Können - erfolgt ist, kann „abgeschossen" werden.

Wenn man einen Hefer hat, kann dieser zunächst von der Rückseite den Übenden beobachten und darauf achten, dass Schulter und Ellenbogen passen. Wenn über den „Pfeil" gesehen wird, sollte zu beobachten sein, dass sich der Ellenbogen ab der Position des Sanbunnoni mehr schräg nach hinten bewegt - und nur noch wenig nach unten!

Hekitechnisch hat die schon beim Sanbunnoni recht tiefe rechte Schulter den Vorteil, dass die Muskulatur der Schultern schon nahezu gleichstark arbeitet.
Wer diese Übung einige Male mit dem Gummiband/Gomuyumi übt, merkt sehr schnell, wo die Muskulatur deutlich intensiver arbeiten muss, als wenn man bei jeder Übung „abschießt".
Trainingstechnisch wird hier - wie üblich dynamisch positiv (der Muskel verkürzt sich bei Belastung), aber auch dynamisch negativ gearbeitet: also mit einer muskulären Belastung, bei der sich der Muskel unter Spannung (vom Yagoro zurück zum Sanbinnoni) verlängert.-
Wer einmal in den Bergen gewandert ist, kennt diese Art der dynamisch negativen Muskelarbeit vom bergab Gehen, das - wegen mangelnder Übung - oft als deutlich herausfordernder empfunden wird.

Wie in anderen Infos zur Linie linker Ellenbogen - linke Schulter - rechte Schulter - rechter Ellenbogen (kurz vor dem Lösen) ist der körperliche Zustand des Kyudoka (Knochen, Gelenke, Muskulatur) zu berücksichtigen.

Reinhard

nicht mit Kyudo vergleichbar, da zählt nur der Treffer. Mein Rekord (in Vorbereitung auf die WM 1999 in Miyakonojo) lag bei 24 Treffern hintereinander und wurde von einem Schützen "the man who never misses" genannt. Mit einem Treffer im Wettkampf zu wenig, landete ich dann auf Platz 4...

Peter

Ich zähle beim Training jeweils in einer Übungsphase die Schüsse, die ich abgeben muss, um 10 Treffer zu erreichen. Diese Zahl merke ich mir dann. Aktuelle Bestleistung (2023): 12 Schüsse für 10 Treffer.
Oft sind es aber doch 14-17 Pfeile... 12 Treffer in Folge war vor einigen Jahren noch mein bestes Ergebnis. Allerdings mache ich mir nichts vor: Wenn ich versuche, nur zu treffen, leidet oft die korrekte Schießtechnik - und es wird „kyudo light". ;-)